Die Deutsche SchülerAkademie (DSA) von Bildung & Begabung fördert seit über 30 Jahren besonders leistungsfähige und motivierte Jugendliche vor dem Abitur. Jährlich nehmen rund 1.000 Schüler*innen an den Akademien teil, die in den Sommerferien an verschiedenen Orten in ganz Deutschland stattfinden. In zahlreichen Kursen werden unterschiedliche Disziplinen der Natur-, Geistes-, Gesellschafts- und Sozialwissenschaften behandelt. Die Teilnehmenden lernen diverse Wissenschaftsbereiche, neue Arbeitsweisen, Methoden und Denkansätze kennen. Neben dem Kursprogramm gibt es viele weitere Aktivitäten, unter anderem Theater, Musik, Chor, Exkursionen und Sportangebote. Hier folgt ein Erfahrungsbericht einer Schülerin.

Mehr Informationen zur Deutschen SchülerAkademie, gerade bezüglich Teilnahmevoraussetzungen und zu Bildung & Begabung lassen sich unter www.schuelerakademien.de und www.bildung-und-begabung.de finden.

Spoiler: Die Teilnahme ist nur einmal möglich, also eine buchstäblich einmalige Chance
Das Angebot der diesjährigen SchülerAkademie (2024) umfasste rund 70 Kurse, verteilt auf 8 verschiedene Akademien (Standorte).

In der Akademie Wittgenstein (Bad Laasphe, NRW) fanden zeitgleich fünf verschiedene Kurse statt:

Kurs 7.1 (Halten deine Beweise Isabelle stand?), Kurs 7.2 (Big Bang Math), Kurs 7.3 (Alles konstruiert? Interdisziplinäre Betrachtung von Geschlecht.), Kurs 7.4 (Sicherheit, Freiheit… aber um welchen Preis?) und Kurs 7.5 (5 Zahlen für 1 Mensch)

Der Bewerbungsprozess begann Anfang des Jahres 2024. Das Bewerbungsverfahren bestand aus zwei Stufen: dem Vorschlag und der Kurswahl. Es ist unter anderem möglich, sich eigenständig zu bewerben. In meinem Fall wurde ich aber durch meine Schule (Berufskolleg Ostvest) für das Programm vorgeschlagen. Nach dem Vorschlag, bei dem überprüft wurde, ob ich die erforderlichen Teilnahmebedingungen erfülle, konnte ich meine Kurswahl angeben. Bis Anfang April musste ich aus den knapp 70 zur Verfügung stehenden Kursen bis zu 5 Kurse auswählen und mich dadurch auf diese bewerben. Die Aufnahmequote lag 2023 bei 51 Prozent und glücklicherweise habe ich Ende April die Zusage bekommen, dass ich bei meiner Viertwahl angenommen wurde.

Dadurch konnte ich an der DSA 2024 an der Akademie Wittgenstein im Zeitraum vom 18. Juli bis zum 3. August an dem Kurs 7.1 (Halten deine Beweise Isabelle stand?) teilnehmen.

Mein Kurs beschäftigte sich, grob beschrieben, mit einem Computerprogramm für mathematische Beweise und war eher auf die Fachbereiche Mathematik, Informatik und Englisch fokussiert. Dazu später mehr.

Der Eigenanteil der Kosten lag bei 650 Euro pro Person, konnte aber bei begründetem Antrag teilweise oder sogar vollständig übernommen werden. Finanzen haben keinen Einfluss auf die Bewerbung und jeder sollte sich unabhängig von seiner finanziellen Situation bewerben. Die Erfahrung ist es wert!

Während der Akademie hat man zu zweit in Zimmern entweder im Schloss mit atemberaubender Aussicht oder im moderneren Internat gewohnt. Die Zimmer waren schön und funktional eingerichtet und ich habe mich darin sehr wohlgefühlt.

Die Verpflegung war wirklich gut. Es gab drei Mahlzeiten täglich und zusätzlich stand einem immer die sogenannte Nachtküche im Internat zur Verfügung. Selbst für wählerische Esser*innen oder bei Unverträglichkeiten gab es eine gute Auswahl und man konnte immer lecker essen.

Jeder Kurs bestand aus 16 Teilnehmenden (ausgeglichenes Geschlechterverhältnis) und zwei Kursleitenden. Zusätzlich gab es zwei Akademieleiter, die Assistenz der Akademieleitung und einen Verantwortlichen für die Musik. Man konnte jederzeit jemanden bei Fragen oder Problemen erreichen, insbesondere während der Akademiezeit. In der gesamten Akademie waren wir etwa 100 Menschen. Viele der Kursleitenden und der Akademieleitung sind selber ehemalige Teilnehmer*innen.

Auf drei der Bilder kann man sich eine genauere Darstellung der Tagesabläufe in der Akademie anschauen.

Die 17 Tage (2,5 Wochen) waren grundsätzlich ähnlich aufgebaut. Es gab feste Essens-, Kurs- und Veranstaltungszeiträume, wobei manche Veranstaltungen, wie das Plenum und die Kurse verpflichtend waren und man sich die restliche Zeit etwas freier einteilen konnte. An sech Tagen pro Woche gab es täglich fünf Stunden Kurs und an Sonntagen zwei Stunden. Die insgesamte Kurszeit lag bei etwa 60 Stunden.

Ein fester Bestandteil unserer Tage waren neben den Kursen auch die KÜAs (kursübergreifende Angebote/Aktivitäten). KüAs wurden nicht nur von der Akademieleitung und den Kursleiter*innen angeboten, sondern auch wir Teilnehmenden konnten, durften und sollten nach Herzenslust anbieten, planen, machen und teilnehmen worauf auch immer wir Lust hatten und woran wir interessiert waren. Insbesondere haben wir dadurch auch die Möglichkeit gehabt, unsere eigenen Hobbys und Interessen mit anderen zu teilen und neue Dinge auszuprobieren.

Es gab viele sportliche KüAs, wie Joggen um 6 Uhr morgens, Volleyball, Badminton, Fußball, verschiedene Kampfsportarten bzw. Kampfkünste, Yoga, Tanzen, Paartanz, Hip-Hop, Waveboard fahren oder Tischtennis.

Nicht nur bei den sportlichen Aktivitäten waren so gut wie keine Grenzen dabei gesetzt, was man tun konnte, sondern jeder konnte eine KÜA finden, die einem Spaß macht und wenn nicht, dann hat man halt seine eigene gegründet, egal ob einmalig oder regelmäßig.

Die nachfolgende Liste ist bei weitem nicht vollständig, zeigt aber die Vielfalt der Angebote:
Man konnte Backen und/oder Kochen in der Nachtküche, „Dungeons and Dragons“ mit anderen spielen, gemeinsam Star Wars gucken oder Karaoke singen.
Es gab ein Schachtunier, Speeddating (platonisch oder romantisch) anhand von Persönlichkeitstypen, Sprachkurse in z. B. Spanisch, Luxemburgisch und Französisch, eine CSD-Parade mit anschließender Party und einen Strafprozess, bei dem die Teilnehmer zu Richtern, Angeklagten oder Zeugen wurden.
Außerdem fanden auch PowerPoint Karaoke, private Konzerte mitten in der Nacht und Vorträge über Kategorientheorie oder das mathematische Universum auf Englisch statt. Auch gab es viele Treffen, um Spiele zu spielen; sich bei Skincare zu entspannen, Memes zu erstellen, verschiedene Veranstaltungen wie Partys zu planen, T-Shirts zu entwerfen oder auch um sich einfach stundenlang zu unterhalten.

Neben diesen vielen KüaAs, die man quasi rund um die Uhr machen konnte, fanden zudem Veranstaltungen statt an denen (fast) alle gemeinsam teilgenommen haben.
Dazu gehörte unter anderem ein Zukunftsabend, bei dem die Teilnehmenden die Kursleitungen und die Akademieleitung so richtig schön zu ihren Lebenserfahrungen ausfragen konnten.

Bei dem Sportturnier bzw. der Olympiade zwischen den einzelnen Kursen und der Akademie- und Kursleitung hat mein Kurs (7.1) den wunderbaren zweiten Platz belegt. (Das muss erwähnt werden…).

Wir haben auch eine Tages-Exkursion in die schöne Stadt Marburg gemacht und an dem Kleinkunstabend teilgenommen, bei dem es viele großartige Auftritte mit Gesang, instrumentalen Vorstellungen und eigenen Gedichten gab.

Die Wasserschlacht war besonders angenehm bei dem warmen Wetter und eine tolle gemeinsame Zeit hatten wir auch bei der Nachtwanderung, dem Konzert, den Partys und natürlichen dem bunten Abend zum Abschluss.

Die musikalischen Aktivitäten waren etwas ganz Besonderes. Es gab den täglichen morgendlichen Aufwärmsong mit Bewegung im Plenum, den großen Chor, den Kammerchor, das Orchester und die Band, sowie unser Konzert am Ende der Akademiezeit. Jeder der wollte, konnte sich irgendwie einbringen.

Der Fokus der Akademie lag aber natürlich trotzdem auf den Kursen. Der einzige Zeitpunkt, während der Akademie, sich die anderen Kurse anzuschauen, war bei der Rotation, die nach etwa 1,5 Wochen stattfand. Während der Rotation wurden einem die bisher erarbeiteten Inhalte der anderen Kurse in einer Präsentation oder in einem anderen gewählten Format vorgestellt. Außerdem hat man selbst in kleinen Gruppen seinen Kurs vorgestellt und repräsentiert.

Mein Kurs hieß „Halten deine Beweise Isabelle stand?“. Isabelle ist ein Beweisassistent, ein Computerprogramm, um mathematische Aussagen zu überprüfen, bei Formulierungen zu helfen und durch teilweise automatische Beweise dem Benutzer etwas die Arbeit zu erleichtern. Erleichtert hat Isabelle uns Teilnehmenden die Arbeit leider nicht – eher im Gegenteil, weshalb wir Isabelle auch spaßeshalber als Foltermethode („Massentorturmethode“) bezeichnen. Das Ziel meines Kurses war es, das RSA-Verfahren zu implementieren und anschließend zu beweisen, dass es Nachrichten verschlüsselt.

Dafür haben wir uns in Isabelle eingearbeitet, Beweis-Methodiken, Logik und andere mathematische Sachen wie Gruppentheorie, den Satz von Langrange, den kleinen Fermat und natürlich RSA kennengelernt. Auf die genauen Details werde ich nicht weiter eingehen. Auf Nachfrage hin, kann ich mein Bestes versuchen die Dinge etwas zu erklären, aber auch nach fast drei Wochen intensiver Nutzung – Isabelle haben wir nicht gemeistert oder besiegt. Stattdessen haben wir hoffentlich Frieden geschlossen. In den Bildern wird Isabelles Interface sichtbar, sowie einige Momente unserer Kursarbeit.

Nachdem ersten Kennenlernen im Kurs haben wir uns über die 2,5 Wochen verteilt mit den 8 Projekten beschäftigt, die uns schon im Vorfeld der Akademie zugeteilt wurden:
1.-3. Grundlagen Isabelle (Handbuch), 4. Elementare Herangehensweise: Kleiner Fermat mit Binomialkoeffizienten, 5. Verallgemeinerter Euklidischer Algorithmus, 6. Grundlagen Gruppentheorie, 7. Satz von Langrange und der kleine Fermat als Korollar und 8. RSA-Verschlüsselung

Mit jedem der Projekte haben wir uns in Form von kurzen Vorträgen der verantwortlichen Zweierteams und Aufgabenbearbeitung beschäftigt. Dadurch konnten wir Stück für Stück Isabelle besser kennenlernen und verstehen und unser Projekt vervollständigen. Während der Zeit in der Akademie habe ich zusätzlich zu meinem bereits sehr vollen Zeitplan noch zwei Präsentationen vorbereitet. Die erste für mein Projekt (Nr. 4) und die andere für die Rotation.
Die Projekte haben etwa die Hälfte der Kurszeit beansprucht. Die restlichen Kursschienen haben wir mit der Vorbereitung für die Rotation und später mit der Dokumentation verbracht. In der Dokumentation wurde alles festgehalten und zusammengefasst, was wir in der Akademie in unseren Kursen als Inhalte erarbeitet haben und auch außerhalb davon erlebt haben. Sie ist sozusagen das Ergebnis oder Endprodukt der gesamten Akademie.

Die Dokumentation hat mein Kurs im Gegensatz zu manch anderem Kurs in LaTeX und vor allem in Isabelle direkt geschrieben, was das Schwierigkeitslevel etwas angehoben hat.

Eine weitere Schwierigkeit während Kurses war die Verständlichkeit des Handbuches von Isabelle (1. auf Englisch, 2. Vorkenntnisse benötigt, 3. einfach unverständlich – sorry!).
Um unsere Aufgaben lösen bzw. beweisen zu können, mussten wir außerdem einerseits die mathematischen Beweise verstehen und handschriftlich lösen können als auch andererseits Isabelle verstehen, um die handschriftlichen Beweise richtig in Isabelle implementieren zu können.

Aber trotz dieser kleinen Probleme und der dauerhaften Verzweiflung hat es auch unfassbar viel Spaß gemacht sich damit zu beschäftigen, insbesondere zusammen mit den anderen.
Lasst euch von den Problemchen und den möglichen Schwierigkeiten nicht abschrecken. Mein Kurs war einer der schwierigsten! (Das muss ich jetzt natürlich sagen…) Wenn euch etwas interessiert, egal welcher Kurs, traut euch – es wird etwas ganz Besonderes sein!

Bei so vielen Möglichkeiten, seine Zeit zu verbringen, ist eine Sache natürlich besonders kurz gekommen und das war Schlafen. Einer internen und nicht zuverlässigen Umfrage nach lag der Durchschnitt bei knapp 5 Stunden und gerade nachdem die letzte Nacht vor Ort für einige schlaflos blieb, wurden direkt nach der Akademie auch Spitzenwerte von bis zu 20+ Stunden Schlaf am Stück erreicht (ja, leider gehöre ich dazu).

Während der Akademie gab es auch einige Menschen denen besondere Anerkennung gebührt und die sich in beeindruckender Weise über die tägliche Kurszeit hinaus noch in Studygroups mit ihren Aufgaben beschäftigt haben und regelmäßig noch bis zu weitere fünf Stunden ihrer wertvollen Freizeit investiert haben.

Angebote, an denen ich teilgenommen habe und die mir besonders gut gefallen haben waren zum Beispiel der Chor, der, obwohl ich für mein Leben nicht singen kann, sehr viel Spaß gemacht hat. PowerPoint Karaoke war lustig, Backen lecker, der Zukunftsabend interessant, das Konzert aufregend und beeindruckend und die Partys toll. Die Atmosphäre der kompletten Akademie, sowohl beim Lernen als auch überall sonst war etwas ganz Besonderes und die vielen Insiderwitze vermisse ich zutiefst. Diese Erfahrung war jeden Zeit-, Arbeits- und Geldaufwand absolut wert und ich empfehle es absolut jedem es ausprobieren.

Besonders erwähnenswert war die Erfahrung so viele ähnlich denkende Menschen zu treffen und zusammen Zeit zu verbringen. Es war eine ganz neue und spannende Lernerfahrung. Die Menschen, die ich kennenlernen durfte, waren allesamt unglaublich tolle Persönlichkeiten mit oftmals beeindruckenden Erfolgen im schulischen, sportlichen, musikalischen und persönlichen Bereich.

In diesen Wochen habe ich unfassbar viel dazu gelernt, neue Erfahrungen gemacht und vor allem unzählige großartige Menschen kennengelernt, die ich alle hoffe, so bald wie möglich wiederzusehen. Meine Erwartungen an die Akademie wurden bei weitem übertroffen.

Deshalb möchte ich insbesondere noch einmal meinen Lehrkräften und meinem Talentscout am BKO Ostvest dafür danken, dass sie es mir ermöglicht haben, daran teilzunehmen.

Bei irgendwelchen Fragen bezüglich der Deutschen SchülerAkademie oder allem anderen in diese Richtung, bin ich unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! erreichbar. Ich melde mich gerne zurück.

Vielen Dank für das Lesen meines Erfahrungsberichtes!

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Und wir bedanken uns bei Cecile für diesen persönlichen Bericht, der einen wirklich guten Einblick in die DSA ermöglicht! Infos aus Schülerinnenperspektive also über Cecile einholen, Unterstützung bei der Anmeldung gibt es bei uns Lehrkräften! Cecile ist übrigens Schülerin des Beruflichen Gymnasiums für Informatik, was das Interesse an "Isabelle" bestimmt ein wenig mehr erklärt...